Gedenktafel

Gedenktafel am Leonhard-Lechner-Weg

Der heutige Hospitalhof ist ein Ort mit Geschichte. Seit Jahrhunderten begleitet er die Geschicke der Stadt Stuttgart und ihrer Bewohner. Während der Zeit des Nationalsozialismus beherbergte das Areal zusammen mit dem benachbarten heutigen CVJM-Gelände das städtische Polizeihauptquartier „Büchsenschmiere“. In deren Verliesen wurden Menschen aus damals verfemten Bevölkerungsgruppen inhaftiert, gedemütigt und gefoltert. Mitbürgerinnen und Mitbürger dieser Stadt mussten hier leiden, weil sie Juden, Sinti und Roma oder Oppositionelle waren.

In Erinnerung an diese Opfer des Nationalsozialismus wurde am 16. Dezember 1994 auf Initiative des damaligen Stuttgarter Prälaten Martin Klumpp eine Gedenkinschrift am alten Gebäude des Hospitalhofs angebracht. Im Zuge des Neubaus des Hospitalhofs in den 2010er Jahren wurde auch dieser Gedenkort neu konzipiert.

Heute erinnert eine Stele am Leonhard-Lechner-Weg an den Abschnitt des Firnhaberwegs, über den die Gefangenen in den damaligen Polizeikomplex hinein zu ihren Arrestzellen geführt wurden. Die Stele trägt die überarbeitete Gedenkinschrift in vergrößertem Format und ist als Teil der Außenanlagen des Hospitalhofs jederzeit öffentlich zugänglich. Durch ihre stille und würdevolle Gestaltung in Kupfer sowie ihre Anbringung im öffentlichen Raum erinnert sie an die Geschichte der Opfer und spricht die Trauer und das Erschrecken der heutigen Nutzer des Hospitalhofs im Angesicht des Schicksals der damals hier inhaftierten Menschen aus. Zugleich ruft sie alle Heutigen auf, sich im Gedenken an alle Opfer des Nationalsozialismus für eine friedliche und menschliche Zukunft einzusetzen.

Text

„Im Gebäude des Stuttgarter Dominikanerklosters und späteren städtischen Hospitals war seit 1895 das Polizeigefängnis untergebracht. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden hier Mitbürgerinnen und Mitbürger gequält und gedemütigt. Im Gedenken an Sinti und Roma, die dem nationalsozialistischen Völkermord zum Opfer fielen. Im Gedenken an jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger, die entrechtet, deportiert und ermordet wurden. Im Gedenken an alle, die aus politischen und religiösen Gründen verfolgt wurden.“