Hospitalkirche

Vom Turnieracker zum Bildungszentrum

Das heutige Hospitalviertel rund um die Hospitalkirche und den Hospitalhof verdankt sich einer mehr als 500-jährigen Geschichte, die ihren Anfang Mitte des 15. Jahrhunderts nahm. Ihr Ort ist der Turnieracker, auf dem die Grafen von Württemberg Ritterspiele veranstalteten. Diesen nördlich der Stadt gelegenen Turnieracker wies Graf Ulrich V. (1413 bis 1480) als Neubaugebiet aus, weil er die wachsende Bevölkerung der aufstrebenden Residenzstadt Stuttgart nicht mehr innerhalb der Stadtmauern unterbringen konnte. Bald zogen wohlhabende Bürger, Hofbedienstete und Kanzleibeamte in „die schönsten Häuser und die lustigsten Straßen“ Stuttgarts, wie Chronisten berichten.

Klostergründung

Graf Ulrich V. war ein ausgesprochen gläubiger Mensch. Er stiftete Stuttgarts erstes und einziges Kloster, und zwar für eine reformerische Richtung des Dominikanerordens. Hierzu ließ er inmitten des neuen Quartiers eine Kirche bauen. Den Chor errichtete der Baumeister Aberlin Jörg 1473, das Langhaus vollendete der Baumeister Conrad von Gundelsheim 1493. Außerdem wurden Wohngebäude für die Ordensbrüder und ein Kreuzgang gebaut. Die Dominikaner waren dank ihrer Bildung hoch geschätzt und genossen einen ausgezeichneten Ruf als Prediger und Seelsorger.

Hospital

Nach der 1534 von Herzog Ulrich (1487 bis 1550) in Stuttgart eingeführten Reformation wurde das Kloster 1536 aufgehoben. Die Kirche wurde evangelisch. Ihr erster evangelischer Geistlicher war der Reformator Erhard Schnepf. In den säkularisierten Klostergebäuden brachte die Stadt ein Hospital unter – daher der Name Hospitalkirche und Hospitalhof. 1894 übernahm die Stadtpolizei die Häuser. Die Nationalsozialisten inhaftierten und folterten darin während des Dritten Reiches missliebige Bürger. 1944 versanken das Kloster und nahezu alle umliegenden Gebäude in Schutt und Asche. Der Chor der Kirche wurde wieder aufgebaut, doch die Südwand des Langhauses blieb als Ruine, Denk- und Mahnmal stehen. Auf dem Geviert der Grundmauern des Klosters entstand ein modernes evangelisches Verwaltungs- und Begegnungszentrum. Dort wurde 1979/80 unter der Leitung des damaligen Pfarrers an der Hospitalkirche Martin Klumpp das Bildungszentrum Hospitalhof ins Leben gerufen.

Bildungszentrum Hospitalhof

Das Bildungszentrum Hospitalhof steht seitdem für eine ambitionierte und offene Gesprächskultur. Dort werden die wichtigsten gesellschaftlichen, politischen, wissenschaftlichen, kulturellen, theologischen und spirituellen Themen verhandelt. Tausende Menschen besuchen die rund 350 Vorträge, Seminare, Kunstausstellungen, Konzerte und seelsorgerlichen Gesprächsgruppen jedes Jahr.