Ausstellung

Irmela von Hoyningen-Huene. Zeichnerin des Klangs

16.06. – 26.07.18

Irmela von Hoyningen-Huene »Klangfarbe- und Form bei Brahms«, 1992

»Wenn ich Musik höre, sehe ich sie«

Mit engmaschigen Bleistift- und Farbstreichen konzentriert die 1913 in Tübingen
geborene Irmela von Hoyningen-Huene auf den engen Raum immer wieder gleicher kleiner Papierformate eine undurchdringliche, geheimnisvolle Welt.

Die Strichführung ist dynamisch angelegt, die Formensprache ornamental, so dass in dem Schwarz-Weiss-Kontrast und in der Farbigkeit ungewöhnliche Rhythmen
entstehen: Assoziationen an Klänge und Klangerinnerungen, tonale Welten, Improvisationen, Phantasien, Kontrapunkte und Harmonien werden wach.

Der bühnenartige Aufbau der reihenförmig gegliederten und räumlich durchdrungenen Systeme führt in scheinbar endlose Tiefen einer eigenen Welt hinein. Die Zeichnungen vermitteln intensive Phantasie, sie bewegen sich in einem scheinbar fiktiven Raum des Phantastischen, dessen äußerlich kleine Strukturen weite innere Dimensionen sichtbar werden lassen.

»Wenn die Zeichnung ›klingt‹ ist sie fertig«

Die Bilder verkörpern ein für die Künstlerin Irmela von Hoyningen-Huene wesentliches Erlebnis, ein musisch-kulturelles Ereignis, auf das ihre Zeichnungen reagieren. Sie ertasten, filtern, sie bewegen und strukturieren, sie erneuern einen musikalischen, philosophischen, rituellen Impuls. Innerhalb ihres Gesamtwerkes dominieren die klanglichen Elemente, die in ihren Zeichnungen visuell erinnert und unmittelbar präsent werden. Unsere komplexen Wahrnehmungsfelder werden wachgerufen: Hören-Sehen-Spüren als Einheit. Diesen essentiellen Vorgang, den die Zeichnungen zur Wirkung bringen, kann der Betrachter nicht direkt rekonstruieren, es bleibt ein assoziativer Spielraum, um eigene Erfahrungen mit der Ausdrucksweise der Bildautorin zu verbinden. So suchen wir einen Weg durch die Zeichnung, weiten deren Horizont, (und damit unseren eigenen) und fühlen, denken, phantasieren weiter … Hier tut sich ein »spekulatives« Tor auf: Ihre Zeichnungen als Partituren zu erleben, die zwar Reminiszenzen gehörter Musik oder direkter Klang-Vorstellungen beinhalten, die aber mit dem Eigenleben der Zeichnung gleichzeitig eine »neu« erfundene Musik bildlich »erklingen« lassen.

Text: Tilman Osterwold

Begleitveranstaltungen

Vernissage
SA 16.06.18, 11:00 Uhr

Einführung: Prof. Dr. Tilman Osterwold, Kunsthistoriker und ehem. Leiter des Württembergischen Kunstvereins

Finissage
DO 26.07.18, 19:00 Uhr

Audiovision – eine Zusammenstellung von Werken von Irmela von Hoyningen-Huene mit der dazugehörigen Musik, die sie beim Malen inspiriert hat, arrangiert von Alex Papavergo, Tonmeister und Musiker, Grußwort von Pfarrer Dr. Michael Volkmann

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