Ausstellung

Aktuelle Ausstellung: space between | zwischenraum

14.07. – 06.09.22

© Foto Tina Weingardt

Der Mensch ist stets bestrebt, den ihn umgebenden Raum zu gestalten und zu definieren, diesem Lebensbereiche zuzuordnen und ihm Funktionen einzuschreiben. Die geschaffenen Strukturen gestalten das Miteinander, geben ihm einen physischen Rahmen. Das Individuum verortet sich dabei selbst im Raum.

An den Rändern dieses geordneten Systems entstehen Zwischenräume und Unorte. Ihr Nutzen und ihre Bedeutung sind oft unklar. Ihre Existenz löst Irritationen aus und hat gleichzeitig das Potenzial, die komplexe Beziehung zwischen Mensch und Raum sichtbar zu machen.

Verschiedene Künstlerinnen präsentieren in dieser Ausstellung Werke, die solche Zwischenräume im Hospitalhof erschließen. Die unterschiedlichen künstlerischen Ansätze machen den Raum sichtbar, entdecken seine Möglichkeiten, vermessen ihn, verändern den Blickwinkel und zeigen eigene Interpretationen.

Die Ausstellung im Hospitalhof zeigt Werke der Künstlerinnen Josephine Bonnet, Sabrina Fuchs, Marie Lienhard und Alessia Schuth.

Begleitprogramm zur Ausstellung

 
Vernissage
DO 14.07.202, 19:00 Uhr
Mit einer Performance von Josephine Bonnet
Einführung: Tina Weingardt, Kunsthistorikerin und Kuratorin der Ausstellung

Kunstgespräch mit den Künstlerinnen
MI 20.07.22, 18:30 Uhr

Finissage
DI 06.09.2022, 18:00 Uhr
Führung mit Tina Weingardt, Kunsthistorikerin und Kuratorin der Ausstellung.
Gespräch mit Josephine Bonnet, Sabrina Fuchs, Marie Lienhard und Alessia Schuth

Videos zur Ausstellung

Verschiedene Künstlerinnen präsentieren in dieser Ausstellung Werke, die Zwischenräume im Hospitalhof erschließen. Die unterschiedlichen künstlerischen Ansätze machen den Raum sichtbar, entdecken seine Möglichkeiten, vermessen ihn, verändern den Blickwinkel und zeigen eigene Interpretationen. Die Kuratorin Tina Weingardt zeigt in dieser Ausstellung Werke der Künstlerinnen Josephine Bonnet, Sabrina Fuchs, Marie Lienhard und Alessia Schuth. Die Videobeiträge (Filme: Martin Mannweiler) geben Ihnen einen Einblick in das, was Sie im Hospitalhof erwartet und zeigen einen Ausschnitt aus der Eröffnungsperformance. Außerdem finden Sie hier die Aufzeichnung des Künstlerinnen-Gesprächs.

Ausstellungsansichten

Alessia Schuth: deconstructed reef shadow, 2022

Thermoplast (PLA), Kupfer

Mikroskopische Aufnahmen der Oberfläche von Korallen sind Vorbild für die Gestaltung dieser kugelförmigen Objekte. Der von der Künstlerin verwendete Kunststoff Polylactid, ein durch Wärme formbarer Kunststoff, ermöglicht glatte, synthetische Oberflächen, die in Kontrast zur natürlichen Erscheinungsform der Tiere stehen. Die Installation schafft einen Zwischenraum, der als Gegenentwurf zu einem natürlichen Ökosystem gesehen werden kann.

Alessia Schuth: consider selfhood, 2022

Thermoplast (PLA), Kunsthaar, Seil

Für Ihre skulpturalen Werke verwendet die Künstlerin Polylactid (PLA), ein Kunststoff, der durch Erhitzen für kurze Zeit formbar wird. Mit einem 3D-Stift zeichnet sie teils auf vorgefertigte Formen und überführt so die Zeichnung in eine räumliche Ebene. Es entstehen filigrane Objekte, in denen Schrift und Zeichen verschlüsselt sind.
Die Fadenarbeiten von Alessia Schuth ziehen sich wie ein Netzwerk durch den Raum. An einzelnen Knotenpunkten finden sich Objekte, die isoliert nebeneinander existieren. Linien kreuzen sich, ohne sich wirklich zu treffen. Das in die Objekte eingefügte Kunsthaar kann als Verweis auf eine menschliche Präsenz in diesen Geflechten gelesen werden.

Josephine Bonnet: space between l zwischenraum, 2022

Performative Raumzeichnung, Videoband

Anlässlich der Vernissage zur Ausstellung übte die Künstlerin eine performative Raumzeichnung aus. Videobänder wurden dabei zunächst an der Wand befestigt und denn quer durch den Raum gespannt. Besucher:innen wurden eingebunden, indem sie die Bänder festhielten, woraufhin sich deren Richtung wieder änderte. Nach und nach wurden verschiedene Personen zu temporären Grenzpunkten innerhalb der Performance. Die Künstlerin hat so deren individuelle Position im Raum festgehalten und ein Netzwerk zwischen sich teils fremden Personen geschaffen.
Nach der Performance wurde die erzeugte Spannung der Bänder im Raum durch das Loslassen wieder aufgehoben.

Marie Lienhard: Blickwinkel, 2022

Spiegel

Über einen subtilen Eingriff in die vorgegebene Architektur des Treppenhauses eröffnet die Spiegel-Installation einen neuen Blick auf diesen Zwischenraum. Die Künstlerin lädt an einem Ort stetiger Bewegung, der lediglich Bindeglied zwischen zwei Zielen ist, zum Innehalten und Wahrnehmen ein. Durch die Intervention entsteht eine optische Öffnung am Boden, die die volle Höhe des Treppenhauses noch einmal in die Tiefe erweitert. Dabei werden sowohl der Betrachter selbst, als auch die besondere Architektur dieses Gebäudeteils über den neu geschaffenen Raum sichtbar. Dessen Wahrnehmung ist sowohl abhängig davon, in welchem Stockwerk sich der Betrachter befindet, als auch von dessen individueller Größe und Position.

Sabrina Fuchs: Augenschein, 2017

Holz, verspiegeltes Glas, Spiegel, vier Pyritsteine

Die Arbeiten der Künstlerin beschäftigen sich mit erlebten und gefühlten Raum- und Körpererfahrungen. Beim Blick in den Kasten sehen das rechte und linke Auge je unterschiedliche Räume. Die Seheindrücke überlagern sich und werden vom Gehirn zu einem neuen Bild zusammen gesetzt. So wird eine räumliche Gleichzeitigkeit erzeugt, die im Widerspruch zu den realen Möglichkeiten steht und die gemachte Raumerfahrung in Frage stellt. Die im Objekt platzierten Pyritsteine dienen als Orientierung und Ankerpunkt, um die eigene Wahrnehmung mit der Realität des Ortes abzugleichen.

Sabrina Fuchs: Erinnerungen in Bruchstücken, 2021

Glas, Videoprojektion, Maße variabel

Zwei verschachtelte Textspalten halten Begegnungen fest, die Sabrina Fuchs in Krankenzimmern mit unterschiedlichen Personen gemacht hat. Die Erinnerungen sind bruchst ckhaft. Gebrochen und undeutlich in den Scherben manifestieren sie sich für einen flüchtigen Augenblick wieder im Raum. Es entsteht ein Zwischenraum, in dem Erinnerungen an Fremde auf die eigene Gegenwart treffen.
Das Werk der Künstlerin ist beeinflusst durch die Auswirkungen von Krankheit auf den menschlichen Körper. Neben der verarbeiteten Erfahrungen wird auch ein verändertes Wahrnehmen der eigenen Umgebung deutlich, dass eine neue Perspektive eröffnet. Durch ihre Erkrankung stark in ihrer Sehfähigkeit eingeschränkt, setzt sich Sabrina Fuchs in Ihren Arbeiten mit der Individualität von Raum- und Seherfahrungen auseinander. Reflexionen und Licht sind wichtige Mittel in ihrem Schaffensprozesses und sprechen den Betrachter unmittelbar an.