Ausstellung

Philipp Schwalb. VIA sinn T.O. nah

19.01. – 02.03.14

Philip Schwalb »Tor=TodNährung=Bild=BildGeburt«

Philipp Schwalb, Jahrgang 1984, hat sechs Bilder für die Ausstellung geschaffen. Jedes Bild wird zu einem Durchgang, eine Art Türe. Jede Türe zeigt eine andere Phase des Durchgangs auf schwarzen Hintergrundflächen mit einem grünen Dreieck. Dieses hat die Funktion des Öffners. Es ist eine Art Vorhang, der einmal mehr und einmal weniger weit geöffnet ist. Was hinter dem Vorhang ist und wohin es letztlich geht, kann der Betrachter nicht wissen. Drei Bilder hängen im Foyer vor dem Kirchenraum der Brenzkirche und drei Bilder spiegelbildlich im Kircheninnenraum selber. Dazwischen der reale Durchgang. Schwalb nennt diese Bilder ZU-WIEDER-Bilder.

Bild des Künstlers Philip Schwalb namens »Tür2-66«
Philip Schwalb »Tür2-66«

Vor ihrem schwarzen Bildgrund treten Figuren in ein Wechselspiel mit einem grünen Dreieck ein und damit in eine eigene Realität. Der Künstler bezeichnet diese Realität als Virtualität. Für ihn ist Virtualität eine Verweisstruktur. Sie ist nicht wahrnehmbar und hat nichts mit den Schnittstellen und Oberflächen des Internets zu tun. »In die Virtualität zu blicken heißt, das zu sehen, was man vorher nicht kannte und auch nicht sehen konnte«, sagt Schwalb. Die Figuren könnten aber auch Projektionen auf eine schwarze Fläche sein. Virtualität beschreibt den Moment, in dem sich Farben und Formen zu einer Welt öffnen, die vorher verschlossen war. Für Schwalb ist diese Öffnung entscheidend: Seine Malerei macht sichtbar, was vorher verschlossen war, wenn auch nur für einen Augenblick.

Virtualität steht für Schwalb vor allem für die Geisteswelt. Oberflächliche »Pictures« oder »Images« besitzen für ihn nur Materie, keine Virtualität. Er untersucht sie aber auch von ihren Ursprüngen her, beginnend mit der römisch-antiken Göttheit »Virtus«, als Verweis auf die Tapferkeit, Standhaftigkeit und Mut und auf und auf die etymologische Bedeutungen dieses Begiffes, wie den in Frankreich gebildete Begriff »virtuell«.

Die Figuren im Durchgang stehen laut Schwalb für das blaurotgelb-malerisches Paradigma »Ich bin«. Ein roter Kreis auf blauem Sockel und einem gelben Dreieck, die er schon in einem früheren Werk dargestellt hat, und nun mit Nebel umgeben sind – immer nah am grünen Dreieck. Grüne Dreiecke spielen auch in früheren Bildern von Schwalb eine wichtige Rolle. Im Bild »Waum?« (2012) werden die grünen Dreiecke in den rechteckigen Fenstern eines Hauses und der Türe gespiegelt. Die Farbe grün steht für den Künstler für höchste Freiheit, für Potentialität und Proportionalität.

Ein weiterer Zugang zu Schwalbs Werk geht über Rätsel, Wortspiele, Mehrdeutigkeiten. Das mystisch Verborgene kann entfaltet werden. Schwalb hat hier eine ganz eigene, spezielle Grammatik entworfen mit mehrdimensionaler Bedeutung. »VIA sinn T.O. nah« überschreibt er seine Ausstellung: »Via« heißt auf lateinisch »Weg« – es meint aber auch »Wir«. »Sind« kann »sein« bedeuten. T.O. ist einmal das englische to, also »zu« und zum anderen das Bild, das aus T= Tektonik und O = Ornament aufgebaut ist.

Gefährlich wird es für alle, die dem Geheimnis der Bilder und der in ihnen aufscheinenden Welt des Geistes zu nahe kommen. Für sie kann das grüne Dreieck zu einer Art Guillotine werden, die die Figuren und damit das »Ich bin« möglicherweise zerschneidet. Wer aber Vorsicht walten lässt und sich dem Durchgang behutsam und zusammen mit anderen nähert, tritt ein wie durch einen Geburtskanal ins Leben. »Sich gemeinsam und vorsichtig dem Durchgang zu nähern ist Leben« (Philipp Schwalb).